
Liebe Autorinnen und Autoren,
liebe KI-Interessierte,
künstliche Intelligenz ist in aller Munde, ihre Möglichkeiten werden immer wieder in leuchtenden Farben angepriesen. Als Lektoren haben wir uns daher intensiv mit den Chancen beschäftigt, die die KI bei der Lektoratsarbeit eröffnet. In der Tat ist das neue Angebot breit gefächert, Rechtschreibkorrekturen, Brainstorming, Formulierungshilfen bis hin zu vollständig gestalteten Texten eröffnen einen vor wenigen Jahren noch ungeahnten Kosmos. Und die Ergebnisse wirken auf den ersten Blick häufig so professionell, als könne nun die Maschine das erledigen, was bislang Menschen gemacht haben. Sind wir Lektoren vielleicht nur noch Relikte einer vergangenen Zeit, mit anderen Berufsgruppen zusammen so etwas wie die Dinosaurier des Tech-Zeitalters …?
Nein, so einfach ist es nicht … ganz und gar nicht! Denn das, was die Maschine, etwa bei ChatGPT, ausgibt, ist keineswegs so zuverlässig, wie man es bisweilen macht. Die KI hat bei allen Chancen auch erhebliche Mängel, die zur Kenntnis nehmen muss, wer mit diesem Tool arbeitet. Andernfalls ist die Gefahr gegeben, dass man unzureichend geprüfte und damit nicht vertrauenswürdige Inhalte in die Welt setzt.
Probleme der KI
Schaut man sich den Charakter und die Arbeitsweise der KI an, so ist dies auch kein Wunder. Denn die KI produziert ihre Inhalte nach Regeln und nach Wahrscheinlichkeit aus einem riesigen Pool an Daten, ohne dass die Rechenvorgänge im Innern der Server vollständig nachvollziehbar wären. Die KI ist eine Maschine, die nicht über Urteilskraft und Empfindungen verfügt und ihr „Wissen“ schematisch, ohne tieferes Verständnis und ohne eine emotionale Dimension generiert. Über Zusammenhänge, die sie nicht kennt oder versteht, plaudert sie mitunter auch hinweg – und präsentiert gelegentlich sogenannte Halluzinationen, also Falschinformationen, die nur dann zu erkennen sind, wenn man wirklich sehr genau hinschaut.
Was das Lektorat angeht, so kann die KI ohne Empathie, ohne die Fähigkeit zur Verantwortlichkeit und ohne jegliches Bewusstsein zahlreiche Dimensionen der Textproduktion höchstens sehr reduziert abdecken, etwa wenn man einen Roman oder persönliche Erinnerungen zu Papier bringt. Sehr unangenehm überrascht hat uns, dass alle von uns geprüften KI-basierten Korrekturprogramme in einem kurzen Probetext versteckte Grammatikfehler übersehen haben.
All das zeigt, dass sich die Welt noch nicht so sehr gewandelt hat, wie die PR-Maschinerie der KI-Unternehmen uns weismachen will. Wenn Sie zuverlässig auf Qualität setzen wollen, kommen Sie auch weiterhin an seriöser Lektoratsarbeit nicht vorbei.
Unser Fazit
Unser Fazit lautet also: KI kann bei etlichen Arbeitsschritten helfen, sie ist in der Lage zu inspirieren, Formulierungen vorzuschlagen, man kann sie als Sparringspartner einsetzen. Das ist bereits eine ganze Menge. Damit sie das erarbeitet, was wir uns wünschen, ist es jedoch erforderlich, dass man die Maschine exakt und wiederholt promptet, ihr also ganz genau sagt, was sie tun soll. Hinterher gilt es, die Ergebnisse eingehend zu prüfen und an verschiedenen Punkten zu vertiefen, um auszuschließen, dass sie uns falsche Angaben liefert. Denn wir können oft nicht erkennen, aus welchen Quellen die Informationen stammen, die ein KI-Programm uns anzeigt. Dadurch relativiert sich der vielgepriesene Zeitvorteil bei der Arbeit mit KI: Das saubere Prompten und eine gründliche Nacharbeit verlangen selbst ein gutes Maß an Zeit.
Wir sind generell zurückhaltend dabei, eine Maschine für eine Arbeit einzusetzen, die wir selbst gerne erledigen. Aber wenn wir es doch gelegentlich tun, etwa um unsere eigene Arbeit zu kontrollieren oder um uns Gedankenanstöße geben zu lassen, dann dürfen Sie als unsere Kundschaft fest darauf vertrauen, dass wir niemals eine KI-generierte Information bei der Arbeit an Ihren Texten ungeprüft einsetzen oder an Sie weitergeben. Selbst wenn wir also schauen, was die KI zu einem Thema sagt, können Sie sicher sein, dass Sie stets unsere Arbeit erhalten und nicht die einer Maschine.