Tatort Mittelalter: Berühmte Kriminalfälle

Von Malte Heidemann und Franziska Schäfer

Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) 2013

Malte Heidemann & Franziska Schäfer: Tatort Mittelalter: Berühmte Kriminalfälle
Repro: textbaustelle Berlin

Kriminalfälle des Mittelalters … und dann so ein eher schmales Bändchen? Obwohl doch das Mittelalter notorisch im Ruf steht, ein besonders grausames Zeitalter gewesen zu sein, dessen Verbrechen zu beschreiben eigentlich ganze Regale mit üppigen Folianten in Anspruch nehmen müsste?

Selbstverständlich ist auch eine knappe Darstellung möglich! Wir müssen uns dafür zunächst einmal klar machen, dass das Mittelalter mitnichten eine rechtlose Zeit war, sondern damals häufig eine sehr klare Rechtsauffassung herrschte. Mittelalterliches Rechtsdenken wirkt für uns heute jedoch oft schwer nachvollziehbar bis geradezu befremdlich, weil sich darin moderne, uns selbstverständlich und lieb gewordene Grundsätze oft noch nicht durchgesetzt hatten.

In der Einleitung erläutern wir einige Kennzeichen des mittelalterlichen Strafrechts, ohne das Thema allzu vertieft zu behandeln. Dazu gehört zunächst der generelle Charakter des Rechts jener Epoche: Es war ein soziales Ereignis und meist ein Resultat von langfristigen Abstimmungsprozessen maßgeblicher gesellschaftlicher Gruppen. Dabei standen die Könige zunächst häufig außen vor und hatten große Mühe, die Rechtsetzung an sich zu ziehen. Viel prägender wirkten hier zunächst etwa Schwurgemeinschaften zur Friedenswahrung in den allmählich aufblühenden Städten. Daher war das Recht territorial auch sehr unterschiedlich gestaltet.

Das starke Hervortreten körperlicher Strafen ist ein weiteres Charakteristikum mittelalterlichen Strafrechtes. Und wer am Rand der Gesellschaft lebte, blieb in der Regel ausgeschlossen von den Vorteilen, die eine große Gemeinschaft bieten kann: Respekt und Ansehen, Schutz vor gewissen Unwägbarkeiten des Lebens – und leider häufig auch vom Recht. Minderheiten hatten es in jener Zeit sehr schwer.

Diese Merkmale lassen sich bei unterschiedlicher Schwerpunktsetzung in den im Buch dargestellten, meist prominenten Kriminalfällen des Mittelalters wiederfinden. Denn in der Tat ist es möglich, sich auch kurz gefasst und pointiert mit der Sache zu beschäftigen. Wie beim guten Film kommt es auf die Auswahl und den Schnitt an!

Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Erscheinungsjahr: ‎ 2013
144 Seiten
ISBN: 978–3–8053–4663–4

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Info zum (leider schon vergriffenen) Hörbuch: http://www.lehmanns.de/shop/sachbuch-ratgeber/27065256-9783654603773-tatort-mittelalter